Hannas Gedanken über Michael im ersten Teil
Er liest schön. Ich beneide ihn. Er ist mir hörig. Er ist
ja nicht mein erster Vorleser, aber er hat Stil, liegt vielleicht auch an der
anderen Situation. Das KZ macht einen Unterschied. Er liest unbefangen; begeistert
- ich bin ihm hörig. So gleichen wir uns aus. Er sieht sich nicht als
Dienstleister, ich schlafe mit ihm auch zum Vergnügen. Aber er versteht mich
nicht. Er kann mich nicht verstehen können. Ich gebe ihm keine Chance – bin ich
ungerecht. Nein! – die Welt ist ungerecht – ich habe keine Chancen. Doch ich
habe ihn – er kümmert sich rührend um mich, auf unserem Fahrradausflug brauchte
ich mich um nichts zu kümmern – hätte ich ja auch nicht gekonnt.
Ich werde mich schützen, vielleicht wird
er es herausfinden.
Er fühlt sich mir verpflichtet. Ich habe ihm ein neues Leben eröffnet. Er wird
es mir wohl nicht gleich tun können – er ist zu unsicher.
Markus Müller
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